Der Fast Fashion Friedhof
Fast Fashion, ein Begriff welcher in den letzten Jahren immer mehr zugenommen und extrem an Aufmerksamkeit und Partizipation gewonnen hat. Fast Fashion lässt sich mit wenigen Worten, ziemlich treffend beschreiben: Mehr, für weniger.
Richtig, dank Fast Fashion gibt es seit geraumer Zeit mehr Mode auf dem Markt, für immer günstiger werdende Preise. Was für uns als Endverbraucher erst einmal super klingt, hat einen bitteren Beigeschmack, von welchem wir erstmal Nichts mitbekommen.
Sechs bis acht Kollektionen pro Jahr ist in etwa die Regel um bei der Fast Fashion mit zu spielen, manche Mitspieler wie H&M oder Zara treiben es sogar noch weiter und setzen auf circa zehn Kollektionen innerhalb eines Jahres. Wer denkt, für so viele Kollektionen brauche man Unmengen an Designern und Kreativen liegt (leider) falsch. Um hier mithalten zu können braucht es in Wirklichkeit keine wahren kreativen Köpfe mehr, denn die Unterschiede zwischen Capsule-, Studio- und Pre-Summer-Collection, oder wie sie alle heißen mögen, sind nur gering. Schnitte werden minimalst oder gar nicht verändert, Modelle dem neuen Farbthema angepasst oder mit Prints und Mustern versehen.
Was dem Kunden himmlisch vorkommt, da er seine Garderobe ständig erweitern kann ohne viel Geld auszugeben oder zwischen fünf verschiedenen Stilrichtungen innerhalb nur einer Woche wechseln kann, ist für Produzenten und Zulieferer die reinste Hölle. Denn Vorlaufzeiten von Kollektionen betragen seit dem Beginn von Fast Fashion nicht mehr drei oder mehr Monate, sondern nur noch wenige Wochen, in welchen die gesammte Kollektion für den Weltmarkt vorproduziert und geliefert werden muss.
Gearbeitet wird in der FF-Industrie nach dem Motto Friss oder stirb. Wer nicht mithalten kann: ist raus!
Was bedeutet, dass die Produktionsmengen ständig steigen und dafür die Liefertermine immer knapper gelegt werden.
Klar, dass bei dieser Arbeitsweise kein Platz für Nachhaltigkeit ist. Oder besser gesagt: Keine Zeit und kein Geld.
Natürlich weiß man von vielen Unternehmen in der FF-Industrie wie sie produzieren und dass dies sicherlich keine nachhaltige, mensch- oder umweltfreundliche Produktion ist.
Doch das Erschreckende daran ist, dass genau diese Szene für andere Marken so attraktiv ist, dass nun auch Luxusmarken wie Louis Vuitton oder Chanel auf den Zug der Fast Fashion aufgesprungen sind, um noch aktueller und noch präsenter zu sein, als sie es bisher waren. Denn ein weiteres Ziel der Fast Fashion ist es, dank neuer Kollektionen, neuen Produktreihen, wie beispielsweise einer Home-Collection und vorallem attraktive Werbung, vom Kunden als noch relevanter wahrgenommen zu werden um somit zu einen festen Standpunkt in deren alltäglichen Leben zu werden.
Trotz traditionsreichem Image und einstiger Produktion in Europa, setzten nun auch die Luxusmarken auf mehrere Kollektion in verschiedenen Sparten und unterwerfen sich somit stückweit den Regeln, die einst Primark, H&M oder Zara für den neuen Modemarkt aufgestellt haben.
Wo das enden soll? Auf dem Fast Fashion Friedhof!
Entwickelt sich die Modebranche so weiter, wie es gerade den Anschein macht und werden Anzeichen wie abbrennende Produktionsstätte in Bangladesch oder einstürzende Lagerhallen in Indien weiter ignoriert, ist der Branche bald ein Kollaps, dessen erste Opfer sicher nicht die Chefetage in Stockholm sein wird, hervorzusehen.
Obwohl die Chance gegen Null geht, als Endverbraucher etwas an dieser Situation zu ändern, ließt du vielleicht den nächsten Newsletter in deinem Postfach über das kommende Christmas-Special mit anderen Augen oder verkneifst dir dein Like bei dem nächsten empfohlenen Zara-Shopping-Haul auf Youtube.
Die Bilder für diesen Post, sind die letzten aus meinem Santorini-Repertoire. Als wir die Insel mit dem Auto erkundeten sind wir zufällig an diesem leicht gruseligen "Plüschtier-Friedhof" vorbei gekommen. Bisher gab es noch kein passendes Thema, in welches ich diese mit einbinden konnte...Dafür passen sie hier umso besser. Denn auch in den Bildern spiegelt sich die Schnelllebigkeit wieder, die wir täglich in unserer Wegwerfgesellschaft erleben. Die Plüschtiere stehen hierbei symbolhaft für die einzelnen Kleidungsstücke. Eines wird für ein paar Tage über alles geliebt und gehypt, bis es ein neues Plüschtier gibt und das alte innerhalb weniger Sekunden vergessen ist.
XX
-Phil